Ist Zensur die Lösung?
Wenn wir bestimmte Computerspiele verbieten müssen wir im gleichen Schritt natürlich auch Horrorfile, Actionfilme, bestimmte Bücher, Musik, Internetseiten und Spielzeugpistolen verbieten.
Weg mit Herr der Ringe, ein Soldat namens Ryan, BatMan the Dark Knight, James Bond, Braveheart, Rammstein, Metallica und dem Cowboy an Karneval.
Wenn wir wie Herr Prof. Dr. Helmut Lukesch als Begründung lediglich den "Mangel an kulturellem Verlust" zum Maßstab machen, sind für mich sofort Rosamunde Pilcher, Gute Zeiten schlechte Zeiten, Lindenstrasse und die ganze Volksmusik dran.
Egoshooter kann ich ja stundenlang spielen, ohne aggressiv zu werden. Bei einem Rosamunde Pilcher Film in Tateinheit mit "Schwarzbraun ist die Haselnuss" kann ich aber nach mehr als 10 Minuten nicht mehr für mich garantieren.
Gemessen an dem Maßstab werden im Gegenzug die Frauen zu Recht ein Verbot der Sportschau fordern.
Und da 80% aller schweren Körperverletzungen und 50% aller Tötungsdelikte unter Alkoholeinfluß erfolgen, müssen wir den Alkohol verbieten. Und da laut der Deutschen Krebsgesellschaft jeden Tag 300 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens sterben die Zigaretten gleich mit!
Als nächstes verbieten wir wieder dann wieder "oben ohne" und Kußszenen im Fernsehen?
Zurück zu preußischen Tugenden?
Aber was bleibt denn in der Zensur?
Bibel-TV und Sesamstrasse.
16 Waffen im Haus aber Spiele verbieten?
So findet der Prof. Dr. es lediglich etwas
"....eigenwillig, wenn der Vater 16 Schusswaffen zu Hause gelagert hat. Aber das ist nicht gleich eine mangelnde Erziehungskompetenz, die zu Problemen führen muss. Es gibt immer Einflüsse von verschiedensten Seiten."
Das heißt, wenn der Sohn mit einer ungesicherten Waffe 15 Menschen tötet ist das kein Zeichen mangelnder Erziehungskompetenz und auch keinesfalls die Vorraussetzung für eine solche Tat. Denn so glaubt Herr Prof Dr. Lukesch.... (Überleitung)
"...fest daran, dass die Gedanken eine starke Macht über den Menschen haben."
Und nach dieser tiefgründigen Analyse stellt er jetzt den "tatsächlichen" Grund gleich fest....
"Man kann sich in Spiele und Videos hinein denken, ohne dass man vorher pathologisch merkwürdig ist. Der Amokläufer konnte anscheinend gut schießen. Auch die Motivation muss da sein. Diese kann aus unterschiedlichsten Quellen genährt werden. Da bietet die Spieleindustrie und Medienwelt vieles an. Beispiel: Terroristen."
Das heißt: Computerspiele verwandeln normale Menschen in Amokläufer und Terroristen. Schießen lernt man keineswegs mehr mit der Waffe in der Hand sondern am Computer! Das Computerspiel als Motivationstrainer für Amokläufer und Terroristen.
Eine interessante Erkenntnis, die aber nur zeigt, dass der gute Mann noch nie eine Waffe in der Hand hatte. Wenn wir mal auf die Schlagworte des Absatzes schauen....
"Amokläufer, Terroristen, schießen, Motivation, Ursache, Computerspiele"
erkennt man, dass Herr Lukesch gerade mit 3 Sätzen aus einem Spiel ein Al-Qaida Terrorcamp gemacht hat.
Aber Gott sei Dank hat der Prof. Dr. auch gleich die Lösung parat, denn....
"Es ist kein kultureller Verlust, wenn dieser ganze Schrott verschwindet und solche Computerspiele vom Markt genommen werden. .... Es gibt tolle Sport- oder Jump-and-run-Spiele,..."
Eine naive wie gefährliche Aussage wie ich finde. Wäre dies ein Maßstab, müßte allein 80% des aktuellen Fernsehprogramms sofort verboten werden. Außerdem bräuchten wir dann jemanden, der uns freundlicherweise sagt, was kulturell wertvoll genug ist und was nicht. Und das hatten wir erst. Damals hies es "Übergebt alles Undeutsche dem Feuer ..." oder "Verbot von West-Fernsehen".
Außerdem glaubt jemand ernsthaft er könne jemanden, der sich eine Waffe besorgen kann davon abhalten ein Computerspiel auf seinem Rechner zu installieren????
Und wer glaubt ich würde in einen Laden gehen um mir ein Spiel zu kaufen? Ich lade mir heute die Spiele einfach aus dem Netz oder ich gehe ich von Amazon.de halt zu Amazon.uk...
Mit den gleichen Argumenten lässt sich übrigens "belegen", dass das Kinderspiel "Cowboy und Indianer" für den Amoklauf verantwortlich war....
Wir verdrehen Ursache und Wirkung
Ich vermute, dass ein nicht unerheblicher Teil der Leute mit Waffenbesitz zu hause mindestens eine Waffe im Schlafzimmer liegen haben. Hätte ich Waffen würde ich doch eine so aufbewahren, dass ich sie griffbereit haben, wenn ich sie mal brauchen sollte....
Aber alle sind sich einig, dass die Waffengesetze nicht verschärft werden sollen.
Aber warum diskutieren wir jetzt über Computerspiele?
Man sieht es schön an dem Wandel der Bezeichnungen.
Computerspiel -> Ballerspiel / Ego-Shooter -> Killerspiel
Und plötzlich ist nicht mehr die Waffe dran Schuld, sondern das Computerspiel.
Die Tat ist für die meisten Menschen so unbegreifbar, dass man die scheinbaren Gründe nicht mehr ernsthaft hinterfragt oder wie der Prof. Dr. sogar Gründe konstruiert. Auf seiner Suche nach Gründen greift sich der Mensch jeden Strohhalm, der sich ihm bietet. Bestes Beispiel ist die Verbreitung der gefälschten Internetbotschaft durch Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech.
Wie man solche Taten ganz gut erklären kann
Einen Erklärungsansatz zu finden ist eigentlich nicht so schwierig.
Eine (angeborene) Depression
Unsere Emotionen wie Angst, Trauer, Liebe, Freude, Haß sind elementare Merkmale des Seins. Nur durch sie spüren wir eigentlich, dass wir am Leben sind. Ein Mensch, der in sich in einer Depression befindet, lebt die meiste Zeit in einem emotionslosen Zustand. In diesem Zustand ist ihm schlichtweg egal ob er lebt oder nicht. Das läßt sich steigern bis zum Hass auf das Leben. Es ist eine Lebensverachtung.
In meinem Bekanntenkreis kenne ich u.a. ein Kind, das mit 12 Jahren an einer schweren Bulimie leidet. Schon als kleines Kind auffällig, bereits jahrelang in Therapie, muß Sie mittlerweile mit der Sonde ernährt werden. Sie wurde weder geschlagen noch mißbraucht und sie hat mehrere Geschwister von denen ansonsten kein einziges verhaltensauffällig ist. Ohne ärztliche Hilfe wäre sie bereits tot. Sie will nicht leben. Therapien können in solchen Fällen nur begrenzt helfen.
Jetzt braucht es eigentlich schon nicht mehr viel.
ein Haßobjekt
Zwangsläufig sucht jeder in der Situation nach dem Grund. Beliebtestes menschliches Schuldobjekt sind "immer alle anderen". Menschen mit Depressionen sind zwangsläufig weniger Gesellschaftsfähig. Die Ausgrenzung muß nicht mal aktiv betrieben werden.
Und wenn ich mein eigenes Leben hasse und "Du" für meine Sitation verantwortlich bist, was bedeutet mir da Dein Leben???
Jetzt braucht man "nur" noch...
eine Waffe
Ohne geht es nicht
und....
Warum wir wieder ein Amoklauf an einer Schule sehen werden
An dem Tag des Amoklauf sprach mich eine Freudin aus Peru auf den Vorfall an und drückte Ihr tiefes Bedauern aus. Will man versuchen diese Taten endgültig zu verstehen, so gelingt dies am besten, wenn man nicht wie üblich nach den Motiven des Täters fragt. Klarer wird es wenn man sich fragt, was der Täter mit der Tat erreicht hat....
Denn indem alle Sender und Zeitungen national wie international wochenlang nichts anderes als den Amoklauf bringen, die Politik neue Gesetze diskutiert, und jeder drüber spricht bieten wir überhaupt erst die Plattform für solche Taten.
Denn es geht bei den Taten nur um eins: Einmal im Leben im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit stehen.
Es ist einfach eine grausame Form der Selbstinzenierung. Und wir sind das Zielpublikum.
Und solange das Zielpublikum so schön mitmacht, werden wir immer wieder solche Amokläufe sehen. Nächstes mal wahrscheinlich noch blutiger mit noch mehr Toten. Ich mache jede Wette bald werden die ersten Bilder oder Videos die Live bei einem Amoklauf gemacht wurden, irgendwo im Netz auftauchen.
Was unterscheidet denjenigen der sich Dokus über den Amoklauf ansieht oder die Bildzeitung kauft von einem Autobahngaffer?
Er steht nicht an der Autobahn.
Wir haben uns mit BigBrother & co mittlerweile daran gewöhnt mit unseren Fernseher im Privatleben von Menschen zu stehen, dass wir es nicht mal mehr ungewöhnlich finden, wenn sich ein Mensch vor laufender Kamera erschießt.
Aber aus Sicht derjenigen mit ähnlichen Gedanken wie der Amokläufer, machen wir so den Amokläufer zum Vorbild, Helden und Märtyrern. Mit anderen Worten.
* Wir machen uns unsere Amokläufer selbst.
* Wir sind ein Teil des Problems.
Wie man schön erkennen kann gibt mittlerweile bereits einen Wettbewerb. Solche Taten werden mittlerweile intensiv geplant und vorbereitet. Wer hat das coolste Video zum Amoklauf, wer hat das coolste Outfit, wer die meisten Waffen, es werden Bomben gebastelt, und natürlich die Hauptfrage:
Lösungsansätze
1.) Eine meiner Meinung nach sinnvolle Maßnahme wäre eine Berichterstattung, die sich auf die Fakten beschränkt. Keine Bilder, keine Titelseite, keine ausführlichen Berichte, keine Dokumentationen, keine Programmänderungen.
Dazu könnte es eine freiwillige Selbstverpflichtungserklärung der Medien geben. Das könnte nur bei den Medien schwierig werden bei denen das Schüren von Ängsten zum Kern ihres Geschäftsmodell gehört (meiner Meinung nach bestes Beispiel: Bild-Zeitung).
2.) Waffen gehören nicht in Privathaushalte. Das angeführte Argument von Frau Zypries, dass mit der Lagerung von Waffen in Schützenvereinen, diese zu einem interessanten Einbruchsobjekt werden kann ich nicht nachvollziehen. Bereits heute lagern in jedem Schützenhaus genug Waffen um eine kleine Armee auszustatten. Dann muß es eben strenge Vorschriften für die Lagerung von Waffen geben. Bei den Brandschutzvorschriften gehts doch auch.
Auch von dem Vorschlag von Angela Merkel, Waffenbesitzer in Zukunft unangekündigt zu kontrollieren halte ich nichts. Sollen wir jetzt 1000 Waffenkontrolleure anstellen, die in der Republik rumreisen und die korrekte Verwahrung von Waffen in privaten Haushalten kontrollieren? Führen wir dann eine Waffenbesitzsteuer ein oder darf das die Allgemeinheit bezahlen?
Außerdem gibt es so etwas wie eine verfassungsmäßig garantierte Unverletzlichkeit der Wohnung. Ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss betritt kein Waffenkontrolleur ungefragt eine Wohnung. D.h. wenn ich meine Waffen nicht ordnungsgemäß gesichert habe, lass ich den Kontrolleur einfach nicht rein. Ende der Debatte.
3.) Kinder in Bezug auf Ausgrenzung sensibilisieren. Aktive Ausgrenzung (Mobbing) sollte von allen an der Erziehung beteiligten Personen nicht toleriert werden. Aber die Kinder sollten auch in Bezug auf passive Ausgrenzung sensibilisiert werden.
4.) Medien sind kein Spielzeug. Wir müssen versuchen Kindern (und Erwachsenen) einen verantwortlichen Umgang mit Medien beizubringen. Wer Videos von Tätern verbreitet leistet einen Beitrag für den nächsten Amoklauf.
Alkohol macht süchtig. Deswegen geben wir unseren Kindern auch keinen. Bestimmte Computerspiele haben ebenfalls ein Suchtpotential. Aber warum lassen wir Sie unkontrolliert 12h oder länger am Computer spielen?
Computer gehören genauso wenig in Kinderzimmer wie volle Bierflaschen. Und wenn ich das schon mache (Computer nicht Bierflasche ;-) ), dann habe ich als Elternteil für einen vernünftigen Umgang mit dem Medium zu sorgen...
Genauso sollten Handies regelmäßig von den Eltern kontrolliert werden.
5.) Mitmachen. Nur wenn genügend Leute diese Vorschläge vertreten wird sich was ändern.
Es ist unsere Gesellschaft, es sind unsere Kinder.
Zum ARD geht es hier
Zum ZDF geht es hier
Zum Spiegel geht es hier.
Zur FAZ geht es hier
Inzwischen wurden auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete auf den Artikel aufmerksam gemacht. Das geht am besten hier.
Beiträge zum (nächsten) Amoklauf
Ich hatte es angekündigt. In diesem Video erschießt sich der Amokläufer Tim K vor laufender Kamera. Ich hätte keine besseres Beispiel finden können und kann es fast nicht glauben.
Kein Computerspiel wird jemals einen Menschen so abstumpfen wie diese Bilder!
Der Preis für den größten Beitrag zum (nächsten) Amoklauf geht damit an Spiegel Online! Ihr seid damit endgültig auf dem Niveau der Bild-Zeitung angekommen.
Die blutige Spur des Amokläufers
Bild baut den Amoklauf nach.
Danke Bild für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Die Schreie, das Blut, die toten Mädchen - Der Schock der überlebenden Schüler
Danke Abendzeitung für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
(Man beachte den Kommentar "Wie sich die Medien im Blut der Opfer suhlen.Widerlich")
Schülerin schildert Tod ihrer Klassenkameraden
Danke Netplosiv für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Während seines Blutrausches löschte Tim Kretschmer das Leben von 15 Menschen aus...
Danke Märkische Allgemeine für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Der Amoklauf im Nachrichtenticker
Danke Focus Online für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Amokläufer war "ganz normal, halt (mit Fotoserie zum Amoklauf)
Danke T-Online für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf
Die Reportage vom Amoklauf
Danke ZDF für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf
Danke BigBrother, Ich bin ein Superstar holt mich hier raus, Frauentausch und allen anderen "Spannerformaten" für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Ich vermute, dass ein nicht unerheblicher Teil der Leute mit Waffenbesitz zu hause mindestens eine Waffe im Schlafzimmer liegen haben. Hätte ich Waffen würde ich doch eine so aufbewahren, dass ich sie griffbereit haben, wenn ich sie mal brauchen sollte....
Aber alle sind sich einig, dass die Waffengesetze nicht verschärft werden sollen.
Aber warum diskutieren wir jetzt über Computerspiele?
Man sieht es schön an dem Wandel der Bezeichnungen.
Computerspiel -> Ballerspiel / Ego-Shooter -> Killerspiel
Und plötzlich ist nicht mehr die Waffe dran Schuld, sondern das Computerspiel.
Die Tat ist für die meisten Menschen so unbegreifbar, dass man die scheinbaren Gründe nicht mehr ernsthaft hinterfragt oder wie der Prof. Dr. sogar Gründe konstruiert. Auf seiner Suche nach Gründen greift sich der Mensch jeden Strohhalm, der sich ihm bietet. Bestes Beispiel ist die Verbreitung der gefälschten Internetbotschaft durch Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech.
Wie man solche Taten ganz gut erklären kann
Einen Erklärungsansatz zu finden ist eigentlich nicht so schwierig.
Eine (angeborene) Depression
Unsere Emotionen wie Angst, Trauer, Liebe, Freude, Haß sind elementare Merkmale des Seins. Nur durch sie spüren wir eigentlich, dass wir am Leben sind. Ein Mensch, der in sich in einer Depression befindet, lebt die meiste Zeit in einem emotionslosen Zustand. In diesem Zustand ist ihm schlichtweg egal ob er lebt oder nicht. Das läßt sich steigern bis zum Hass auf das Leben. Es ist eine Lebensverachtung.
In meinem Bekanntenkreis kenne ich u.a. ein Kind, das mit 12 Jahren an einer schweren Bulimie leidet. Schon als kleines Kind auffällig, bereits jahrelang in Therapie, muß Sie mittlerweile mit der Sonde ernährt werden. Sie wurde weder geschlagen noch mißbraucht und sie hat mehrere Geschwister von denen ansonsten kein einziges verhaltensauffällig ist. Ohne ärztliche Hilfe wäre sie bereits tot. Sie will nicht leben. Therapien können in solchen Fällen nur begrenzt helfen.
Jetzt braucht es eigentlich schon nicht mehr viel.
ein Haßobjekt
Zwangsläufig sucht jeder in der Situation nach dem Grund. Beliebtestes menschliches Schuldobjekt sind "immer alle anderen". Menschen mit Depressionen sind zwangsläufig weniger Gesellschaftsfähig. Die Ausgrenzung muß nicht mal aktiv betrieben werden.
Und wenn ich mein eigenes Leben hasse und "Du" für meine Sitation verantwortlich bist, was bedeutet mir da Dein Leben???
Jetzt braucht man "nur" noch...
eine Waffe
Ohne geht es nicht
und....
Warum wir wieder ein Amoklauf an einer Schule sehen werden
An dem Tag des Amoklauf sprach mich eine Freudin aus Peru auf den Vorfall an und drückte Ihr tiefes Bedauern aus. Will man versuchen diese Taten endgültig zu verstehen, so gelingt dies am besten, wenn man nicht wie üblich nach den Motiven des Täters fragt. Klarer wird es wenn man sich fragt, was der Täter mit der Tat erreicht hat....
Denn indem alle Sender und Zeitungen national wie international wochenlang nichts anderes als den Amoklauf bringen, die Politik neue Gesetze diskutiert, und jeder drüber spricht bieten wir überhaupt erst die Plattform für solche Taten.
Denn es geht bei den Taten nur um eins: Einmal im Leben im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit stehen.
Es ist einfach eine grausame Form der Selbstinzenierung. Und wir sind das Zielpublikum.
Und solange das Zielpublikum so schön mitmacht, werden wir immer wieder solche Amokläufe sehen. Nächstes mal wahrscheinlich noch blutiger mit noch mehr Toten. Ich mache jede Wette bald werden die ersten Bilder oder Videos die Live bei einem Amoklauf gemacht wurden, irgendwo im Netz auftauchen.
Was unterscheidet denjenigen der sich Dokus über den Amoklauf ansieht oder die Bildzeitung kauft von einem Autobahngaffer?
Er steht nicht an der Autobahn.
Wir haben uns mit BigBrother & co mittlerweile daran gewöhnt mit unseren Fernseher im Privatleben von Menschen zu stehen, dass wir es nicht mal mehr ungewöhnlich finden, wenn sich ein Mensch vor laufender Kamera erschießt.
Aber aus Sicht derjenigen mit ähnlichen Gedanken wie der Amokläufer, machen wir so den Amokläufer zum Vorbild, Helden und Märtyrern. Mit anderen Worten.
* Wir machen uns unsere Amokläufer selbst.
* Wir sind ein Teil des Problems.
Wie man schön erkennen kann gibt mittlerweile bereits einen Wettbewerb. Solche Taten werden mittlerweile intensiv geplant und vorbereitet. Wer hat das coolste Video zum Amoklauf, wer hat das coolste Outfit, wer die meisten Waffen, es werden Bomben gebastelt, und natürlich die Hauptfrage:
Wer tötet am meisten?
Lösungsansätze
1.) Eine meiner Meinung nach sinnvolle Maßnahme wäre eine Berichterstattung, die sich auf die Fakten beschränkt. Keine Bilder, keine Titelseite, keine ausführlichen Berichte, keine Dokumentationen, keine Programmänderungen.
Dazu könnte es eine freiwillige Selbstverpflichtungserklärung der Medien geben. Das könnte nur bei den Medien schwierig werden bei denen das Schüren von Ängsten zum Kern ihres Geschäftsmodell gehört (meiner Meinung nach bestes Beispiel: Bild-Zeitung).
2.) Waffen gehören nicht in Privathaushalte. Das angeführte Argument von Frau Zypries, dass mit der Lagerung von Waffen in Schützenvereinen, diese zu einem interessanten Einbruchsobjekt werden kann ich nicht nachvollziehen. Bereits heute lagern in jedem Schützenhaus genug Waffen um eine kleine Armee auszustatten. Dann muß es eben strenge Vorschriften für die Lagerung von Waffen geben. Bei den Brandschutzvorschriften gehts doch auch.
Auch von dem Vorschlag von Angela Merkel, Waffenbesitzer in Zukunft unangekündigt zu kontrollieren halte ich nichts. Sollen wir jetzt 1000 Waffenkontrolleure anstellen, die in der Republik rumreisen und die korrekte Verwahrung von Waffen in privaten Haushalten kontrollieren? Führen wir dann eine Waffenbesitzsteuer ein oder darf das die Allgemeinheit bezahlen?
Außerdem gibt es so etwas wie eine verfassungsmäßig garantierte Unverletzlichkeit der Wohnung. Ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss betritt kein Waffenkontrolleur ungefragt eine Wohnung. D.h. wenn ich meine Waffen nicht ordnungsgemäß gesichert habe, lass ich den Kontrolleur einfach nicht rein. Ende der Debatte.
3.) Kinder in Bezug auf Ausgrenzung sensibilisieren. Aktive Ausgrenzung (Mobbing) sollte von allen an der Erziehung beteiligten Personen nicht toleriert werden. Aber die Kinder sollten auch in Bezug auf passive Ausgrenzung sensibilisiert werden.
4.) Medien sind kein Spielzeug. Wir müssen versuchen Kindern (und Erwachsenen) einen verantwortlichen Umgang mit Medien beizubringen. Wer Videos von Tätern verbreitet leistet einen Beitrag für den nächsten Amoklauf.
Alkohol macht süchtig. Deswegen geben wir unseren Kindern auch keinen. Bestimmte Computerspiele haben ebenfalls ein Suchtpotential. Aber warum lassen wir Sie unkontrolliert 12h oder länger am Computer spielen?
Computer gehören genauso wenig in Kinderzimmer wie volle Bierflaschen. Und wenn ich das schon mache (Computer nicht Bierflasche ;-) ), dann habe ich als Elternteil für einen vernünftigen Umgang mit dem Medium zu sorgen...
Genauso sollten Handies regelmäßig von den Eltern kontrolliert werden.
5.) Mitmachen. Nur wenn genügend Leute diese Vorschläge vertreten wird sich was ändern.
Es ist unsere Gesellschaft, es sind unsere Kinder.
Zum ARD geht es hier
Zum ZDF geht es hier
Zum Spiegel geht es hier.
Zur FAZ geht es hier
Inzwischen wurden auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete auf den Artikel aufmerksam gemacht. Das geht am besten hier.
Beiträge zum (nächsten) Amoklauf
Ich hatte es angekündigt. In diesem Video erschießt sich der Amokläufer Tim K vor laufender Kamera. Ich hätte keine besseres Beispiel finden können und kann es fast nicht glauben.
Kein Computerspiel wird jemals einen Menschen so abstumpfen wie diese Bilder!
Der Preis für den größten Beitrag zum (nächsten) Amoklauf geht damit an Spiegel Online! Ihr seid damit endgültig auf dem Niveau der Bild-Zeitung angekommen.
Die blutige Spur des Amokläufers
Bild baut den Amoklauf nach.
Danke Bild für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Die Schreie, das Blut, die toten Mädchen - Der Schock der überlebenden Schüler
Danke Abendzeitung für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
(Man beachte den Kommentar "Wie sich die Medien im Blut der Opfer suhlen.Widerlich")
Schülerin schildert Tod ihrer Klassenkameraden
Danke Netplosiv für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Während seines Blutrausches löschte Tim Kretschmer das Leben von 15 Menschen aus...
Danke Märkische Allgemeine für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Der Amoklauf im Nachrichtenticker
Danke Focus Online für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
Amokläufer war "ganz normal, halt (mit Fotoserie zum Amoklauf)
Danke T-Online für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf
Die Reportage vom Amoklauf
Danke ZDF für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf
Danke BigBrother, Ich bin ein Superstar holt mich hier raus, Frauentausch und allen anderen "Spannerformaten" für Euren Beitrag zum (nächsten) Amoklauf!
9 Kommentare:
Der Kandidat hat einhundert Punkte!
Der Beitrag liest sich wie aus meinem Kopf genommen, mit all den Gefühlen die mit solch einer Tat zusammen hängen.
Wie hier schon beschrieben sollte jeder mal überlegen ob er nicht auch schon einmal in seinem Leben in einer Situation war, wo er mörderische Gedanken hatte.
Die gehören zum Menschsein dazu als Selbstschutz, zum erwehren und um sein Selbstvertrauen aufzubauen.
Bei vielen verpufften diese Gedanken in Wut und Ärger, manche schaffen diese Hürde nicht und schlagen darauf los, bei einigen passt dann alles zusammen, wie bei Tim K., um eine solche Tat zu begehen.
Wenn dann auch noch Berichte vier Stunden vorher in Amyland Amoklauf durch die Medien gehen, dann ist die Situation perfekt inziniert.
Der Beitrag trifft voll ins schwarze. Ich bin tief beeindruckt.
Von WinnendeR
"Danke für den Hinweis.
Der Artikel spricht viele neuralgische Punkte an und setzt sich mit der Berichterstattung der Medien zu Recht sehr kritisch auseinander. Ich komme aus Winnenden und finde diese klugscheisserischen Analysen, wie die in der FAZ, widerlich. Hinterher wird immer alles von "Fachleuten" wegerklärt, damit die Welt wieder geradegerückt wird, in der wir weiterleben müssen.
Noch ekelhafter sind die, die immer noch wie die Geier vor Ort stehen und den Schülerinnen vor der Realschule Geld anbieten, wenn sie in die Kameras weinen!! Oder von den örtlichen Pfarrern "authentische" Schilderungen über deren Umgang mit den Trauernden erfahren wollen! Die Winnender Zeitung hatte am Freitag nur diesen einen Satz auf der Titelseite: LASST UNS IN RUHE TRAUERN. Besonderer Dank dem SWR, daß er sein Fernsehteam nicht in den Trauergottesdienst geschickt hat.
Meinen größten Respekt hingegen den Notfallseelsorgern und Leuten vom Roten Kreuz, die hier in Winnenden auch eine Arbeit leisten, die sie selbst oft überfordert. Ich habe gestern selbst gesehen, wieviele dieser Leute bei uns vor Ort bereitstehen, um denen zu helfen, die dessen bedürfen."
http://de.messages.news.yahoo.com/Nachrichten/Inland/threadview?m=tm&bn=DEN-DE-Amoklauf-in-Winnenden&tid=121&mid=142&tof=2&rt=2&frt=2&off=1
"Ganz meiner Meinung. Man wird keine Medien verbieten können, das käme einer Zensur gleich. Computerspiele, Filme und Musik sind Kunst und Fiktion und ein natürlicher Wunsch nach Unterhaltung und Ausdruck.
Evtl. kann man das Waffengesetz verschärfen, doch auch hier wird man keine Meilensteine erreichen. Waffen wird es immer geben.
Wir leben in einer globalen Welt, mit dem Internet als Spiegel dieser Gesellschaft. Frei von Restriktionen, befriedigt es das menschliches Bedürfnis nach Informationen, $%^&, Unterhatung, Wissen, Meinungsfreiheit.
Die einzigen Personen, die die Kinder und Jugendlichen in dieser Welt auf das Leben, den Umgang mit den Medien und den Menschen vorbereiten können, sind die Eltern und die Familie!"
OriginalNachricht
Interessanter Artikel zum Thema: [http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/world-of-bullshit/]
Mal ein halbswegs kritischer Bericht auf Faz.net
"@WinnendeR
ich stimme dir ausdrücklich zu.
Dazu einen Kommentar aus der Frankfurter Rundschau vom 14. März:
Amok, ganztägig
VON FRITZ WOLF
"Es ist zum Verhalten der Medien zum Amoklauf in Winnenden schon fast alles gesagt, nur dies noch nicht: es bewahrheitet sich die kulturpessimistische Prognose, wonach kommerzialisierte und unter technischem Entwicklungsdruck stehende Medien auseinanderdriften und Öffentlichkeit zerfallen lassen. Jetzt haben wir viele Öffentlichkeiten, die sich nicht nur ergänzen, wie Technoromantiker schwärmen, sondern sich beeinflussen, sich behindern, sich verdrängen, sich beschleunigen und zu immer aberwitzigeren Lösungen treiben. Alles ist möglich. Am ungeprüften Mediengezwitschere twittern die Profis mit.
In der Dreigroschenromanwelt von "Bild" helfen Zeichner der Gruselphantasie nach und illustrieren Erschießungsszenen im Klassenzimmer. Reporter rücken den Straßennamen des Elternhauses des Täters ins Bild, damit Gruseltouristen hinfinden. Regionale Webportale fordern Mitglieder auf, keine Profile, weder von Tätern noch von Opfern, einzustellen, weil so viele Journalisten auf Informationsjagd sind. Ein unscharfes Handyvideo zeigt angeblich die letzten Sekunden des Amokschützen. Seriöse Blätter zeigen Websites, auf denen steht, ein 17-Jähriger habe sieben Mädchen erschossen, und nebenan eine Bildergalerie, die auffordert, die Brüste prominenter Frauen zu erraten. Überall nachzuvollziehen ist die Chronik des Tages und im Filmbild kann man sich die vier größten Schulmassaker der letzten Jahre zusammenstellen lassen. Wer will, kann interaktiv den Weg des Amokschützen auf dem Stadtplan im Internet mitlaufen.
Ganztägig ist Gelegenheit, sich auf allen Kanälen mit dem Massaker zu befassen. Ohne seiner grausigen Wahrheit einen Schritt näher zu kommen und zu einer Haltung finden zu müssen. Die meistgesagten Worte dieser Tage sind: fassungslos, ratlos, sprachlos."
Der Kommentar im Original
In dem Artikel auf Frontal 21 war es schön zu sehen. Winnenden ist eine Stadt im Belagerungszustand der Presse.
Und da wundern wir uns...
Dem öffentlich-rechtlichen sei Dank. Der erste vernünftige Fernsehbeitrag zum Amoklauf
"Hi,
also der Artikel ist wirklich klasse und ich kann mich dem schreiber zu 100% anschließen.
Vorallem hat er damit Recht das sich die Medienlandschaft verändern muss es darf kein höher schneller weiter bei der Berichterstattung über Gewalt geben.
Ich persöhnlich finde die Nachrichten mittlerweile schlimmer als so manches *Killerspiel* oder brutale Filme den im Film ist es Kunstblut und das Opfer steht nach der Szene wieder auf und auf dem PC sind es doch nur Polygone. Aber die Opfer im Fernsehen stehen nie wieder auf und das solche zur Primetime gesendet werden OHNE das irgendwer sich daran stört finde ich wirklich schlimm.
mfg
Gil
Quelle
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