Dienstag, 9. Oktober 2007

Fußball macht der DFB

Der U21 Nationalspieler Ashkan Dejagah lehnt die Teilnahme an einem Spiel der Nationalmannschaft in Israel mit der Begründung ab, dass im Falle einer Teilnahme sowohl er als auch seine im Iran lebende Familie Probleme bekommen können.
Statt sich vor den Spieler zu stellen kritisiert Herr Theo Zwanziger in einem Interview auf HR-Infor die Entscheidung von Dejagah scharf. Man hätte Ihn zu schnell damit durchkommen lassen, denn "wer Nationalspieler sein will, darf nicht kneifen wenn es mal unangehm wird" . Desweiteren wirft er ihm vor, sich je nach aktueller Präferenz auszusuchen, ob er jetzt Iraner oder Deutscher sein will.

Hier kann man seine Meinung dazu sagen.

"Sehr geehrter Herr Zwanziger,
dass Sie von Herr Dejagah erwarten, dass er für ein Spiel, sich und seine im Iran lebenden Familie unkalkulierbaren Risiken und Repressalien aussetzt, ist meiner Meinung nach unter menschlichen Gesichtspunkten allerunterste Schublade.


Bei der Art und Weise, wie Sie hier öffentlich Druck auf einen jungen Menschen ausüben, kann ich nur hoffen dass Herr Dejagah so konsequent ist und aus der Nationalmannschaft austritt.


Damit Sie auch erfahren, dass auch andere öffentlich kritisieren können, darf ich Ihnen mitteilen, dass ich diese Mail sowie eventuelle Antworten unverändert in meinem Blog veröffentlichen werde.


In diesem Sinne,

P.S. Wollen *Sie* mal versuchen mit israelischem Stempel im Pass nach Iran oder Syrien einzureisen?? Oder umgekehrt?
Ich wünsche viel Spass dabei!"

Die Antwort der Pressestelle kommt innerhalb von Minuten...


"Sehr geehrter Fußballfan,

vielen Dank für Ihre Mail. Lesen Sie zu diesem Thema bitte unsere aktuelle News zu Ihrer Information. Sie enthält auch ein Statement von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger http://www.dfb.de/index.php?id=500014&no_cache=1&tx_dfbnews_pi1[showUid]=12414&cHash=6a5af9a732

Mit freundlichen Grüßen

Ihre DFB-Pressestelle"


Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat das Thema für sich entdeckt und fordert lautstark die Entlassung von Dejagah aus der Nationalmannschaft. Der Begriff "privater Judenboykot" kommt von hier.

Hier kann man seine Meinung dazu sagen.

"Sehr geehrte Frau Knobloch,

ich habe selbst Israel mehrere Wochen bereist, und fühlte mich als deutschstämmiger bei der Einreise alles andere als gastfreundlich behandelt.

Würde ich mit iranischem oder syrischen Stempel im Reisepass nach Israel einreisen können?
Nein.

Würde ich mit israelischem Stempel im Reisepass nach Iran oder Syrien einreisen können?
Nein.

Würden Sie kritisieren, wenn sich ein jüdischer Spieler der Nationalmannschaft weigert im Iran zu spielen?
Nein.

Dass wider besseren Wissens von Herr Dejagah erwarten, dass er für ein *Spiel*, sich und seine im Iran lebenden Familie unkalkulierbaren Risiken und Repressalien aussetzt, ist meiner Meinung nach unter menschlichen Gesichtspunkten allerunterste Schublade.

Ich darf Ihnen mitteilen, dass ich diese Mail sowie eventuelle Antworten unverändert in meinem Blog veröffentlichen werde.

Mit freundlichen Grüßen,"

Update 15.10.2007:
Der Zentralrat der Juden ändert seine Meinung und zeigt nicht nur Verständniss, sondern kritisiert jetzt lustigerweise seinerseits den DFB. Laut Spiegel-Online Bericht wird der Zentralrats-Generalsekretär Kramer mit den Worten zitiert: "Der DFB hätte intelligenter handeln sollen und Herrn Dejagah besser beraten müssen", sagte Kramer. "Es kann nicht sein, dass man einen 21-Jährigen in diese brisante Sache reinlaufen lässt."